Im folgenden stelle ich einige Experimente vor, die HERINGs Theorie von Schwarz als Kontrastphänomen stützen und der HELMHOLZschen Theorie von Schwarz als Abwesenheit von Licht widersprechen.
Wenn man die Augen schliesst, ist das Wahrgenommene keineswegs ,,pures`` Schwarz, sondern vielmehr von einer gewissen Helligkeit. Diese Wahrnehmung nennt man ,,Eigengrau``. Sie steht in direktem Widerspruch zur HELMHOLTZschen Theorie, dass die Wahrnehmung von Abwesenheit von Licht den Eindruck ,,Schwarz`` entstehen lässt.
Gelb, ein Gestaltspsychologe, demonstrierte, wie der Eindruck ,,Schwarz`` durch simultanen Kontrast induziert werden kann:
Ein verstecktes Licht beleuchtet nur eine schwarze Scheibe, die vor einer weniger stark beleuchteten schwarzen Wand hängt. Der Beobachter sieht die Scheibe weiss. Wird jedoch ein Stück weisses Papier vor die Scheibe gehängt und ebenfalls beleuchtet, so sieht der Beobachter die Scheibe schwarz. Bei erneuter Wegnahme des weissen Papiers erscheint die Scheibe wieder weiss, dass heisst, dass Wissen die Wahrnehmung nicht unbedingt beeinflusst. ([3])
Folgendes Experiment demonstriert die Beziehung zwischen Schwarz und simultanen Kontrast: Von einem Dia von VAN EYCK's ,,Arnolfini-Hochzeit`` werden die chromatischen und achromatischen Komponenten getrennt: ein neues Dia mit dem chromatischen und ein Druck mit den achromatischen Komponenten entstehen. Wenn das neue Dia auf den Druck projeziert wird, so wird das orginale Bild reproduziert. Wird das neue Dia jedoch auf eine schwarze Fläche projeziert, so werden die schwarzen Anteile des Bildes nicht reproduziert! Der Helligkeitskontrast, der im achromatischen Druck abgebildet wurde, ist nötig, um Schwarz zu reproduzieren!
Ein letztes Experiment sei hier angeführt, das auf den Zusammenhang von Schwarz und simultanem Kontrast hinweist:
Zwei weisse Flächen werden im Rechten Winkel in einem Raum aufgehängt, der Hintergrund ist schwarz. Eine der Flächen wird 30x stärker beleuchtet als die andere. Anhand verschiedener Grautonkarten müssen zwei Versuchsgruppen die Farben der Flächen einordnen, wobei eine Gruppe durch eine Blende mit einem kleinen Loch schauen muss, die räumliches Sehen verhindert.Während die normalsehende Gruppe beide Flächen als weiss erkennt, sieht die Blendengruppe die weniger stark beleuchtete Fläche als schwarz an und die hell beleuchtete als weiss.
Durch die fehlenden weiteren Grenzlinien bzw. durch die fehlende räumliche Zuordnung war es den Beobachtern mit Blende also nicht möglich, das Reflexionsvermögen der Fläche zu erkennen. ([3])